Wahre Schönheit?

In: Kunst und Erkenntnis. Hrsg. von Christoph Jäger und Georg Meggle, Paderborn 2005

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Abstract: Auch wenn wir im Alltag meist nach der Devise handeln, dass man über Geschmack nicht streiten sollte, kommt der Frage nach der Begründbarkeit unserer ästhetischen Werturteile doch in bestimmten Situationen großes Gewicht zu. Immer dann, wenn andere die Konsequenzen des Urteils (mit-)tragen müssen, stehen wir vor einem Begründungs- und damit Objektivierungsproblem.
Handelt es sich bei unseren ästhetischen Wertungen lediglich um den Ausdruck subjektiver Präferenzen, also bestenfalls um blanke Empfehlungen, dann ist allerdings in der Tat jeder Streit über ästhetische Werturteile verfehlt. Gibt es indes zum Beispiel so etwas wie "wahre Schönheit", stellt sich die Frage, wie diese zu erkennen ist. Für beide Positionen gibt es starke Argumente.
Im folgenden plädiere ich für eine Auffassung, die in gewisser Weise einen Mittelweg einschlägt. Sie geht davon aus, dass ästhetische Werturteile unhintergehbar an Präferenzen gebunden sind, die zumindest teilweise nicht intersubjektiv übereinstimmend ausgeprägt sind. Ungeachtet dieser Subjektrelativität läßt sich allerdings zeigen, dass ästhetische Werturteile Ausdruck einer Erkenntnis sind: Sie sind wahr oder falsch und somit wahrheitsfähig. Deshalb läßt sich die Objektivierbarkeit ästhetischer Werturteile von derjenigen einfacher Wahrnehmungsurteile und auch von derjenigen wissenschaftlicher Theorien unterscheiden, ohne dass man die kognitive Bedeutsamkeit der ersteren leugnen müßte.

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